Landesverband Niedersachsen

Braunschweiger Freidenker besichtigten KZ-Gedenkstätte Dora

Am 14. Juli 2012  besuchten sieben  Mitglieder der Ortsgruppe  Braunschweig die KZ-Gedenkstätte  Dora bei Nordhausen.

Das  faschistische Konzentrationslager Dora-Mittelbau  wurde  am 28. August   als  Außenlager Buchenwald errichtet. Seit 1944 war Dora ein selbstständiges Lager mit  etwa 40 Außenkommandos. Mehr als 30 000 Häftlinge aus 26 Nationen wurden  rücksichtslos bei dem Bau der unterirdischen Produktionsstätten für die V-Waffen und zu deren Herstellung eingesetzt. Bis zur Befreiung  des KZ am 11. April 1945 wurden etwas  16 000 Menschen ermordet.

In den dreißiger  Jahren wurde  im Kohnstein  ein Tanklager für Flugzeugbenzin  angelegt. Nach der Zerstörung der V2-Anlage in Peenemünde wurde hier die Produktionsstätte   aufgebaut. Während dieser Zeit mussten  Häftlinge zeitweise in den Stollen schlafen, während  rund um die Uhr produziert, transportiert und auch gesprengt wurde. So  waren die  Häftlinge ständig unsäglichem Lärm, Nässe und Staub ausgesetzt. Und das bei  12 Stunden Arbeit sowie beim Schlafen, zu dem die Menschen wohl kaum gekommen sind. Die Verpflegung war minimal und von schlechter Qualität. Die  Temperatur im Stollen betrug  ständig  8 °C;  bei einer relativen Luftfeuchtigkeit 60 %. Erst, als die Raketenproduktion  angelaufen war, wurde  das Lager außerhalb des Stollens aufgebaut.

Die Führung  durch die Gedenkstätte ist auch eine Führung durch die menschliche Seele. Unter den Bedingungen im Lager  wurde der  Charakter der Menschen, gepaart  mit dem Überlebenswillen, sichtbar. Besonders  ergriffen waren wir von den Verhaltensweisen, denen die Häftlinge im Lager durch die  Wachmannschaften ausgesetzt waren. Dazu gibt es viele  Beispiele. So über das bewusst willkürliche Bestrafungssystem im Lager, und dem Verhalten der Häftlinge, die als Funktionshäftlinge im Auftrage der Bewacher das Lager zu verwalten hatten.

Erschreckend für uns war, welcher Brutalität die Häftlinge ausgesetzt waren. Anfangs  wurden die Leichen der in Dora ermordeten Häftlinge ins KZ Buchenwald gefahren. Dort  wurden sie verbrannt. Später erhielt das KZ Dora ein eigenes Krematorium. Pervers ist, das die Asche der verbrannten Menschen gleich hinter dem Krematorium  verkippt wurde.

Am 11. April 1946 wurde am Krematorium von der sowjetischen Besatzungsmacht ein Mahnmal errichtet. 1954 wurde das Krematorium selbst als Denkmal eingeweiht. Die Figurengruppe  der Gedenkstätte wurde von Jürgen von Woyski geschaffen.

Bekannte Häftlinge im KZ Dora-Mittelbau waren:

Stephane Hessel („Empört Euch!“; u.a. Mitinitiator der Deklaration der Menschenrechte von 1948);

Heinz Galinski (ehemals Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Deutschland; Vater von Evelyn Hecht-Galinski)

Jean Amery (eigentlich Hans Chaim Meyer; österreichischer Schriftsteller,  Freitod 1978)

Albert Kuntz (ehemaliger KPD-Funktionär, am 22./23. Januar 1945 in KZ Dora ermordet)

Der Besuch der Gedenkstätte hat uns sehr betroffen gemacht. Die  nachfolgenden  Worte sind  deshalb als Credo  und als Bitte gedacht:

Das Geschehene können wir als Nachgeborene nicht rückgängig, nicht ungeschehen machen.  Aber was wir und alle die uns nachfolgenden Generationen tun müssen, ist, solche und andere Verbrechen an Menschen und Menschheit in aller Zukunft zu verhindern.

Deshalb sind Gedenkstätten wie Auschwitz, Dora, Buchenwald notwendig. Sie sind für uns Stätten der Erinnerung und Mahnung zugleich. Auch sind wir dies den Opfern der menschlichen Grausamkeit  schuldig.


Nach dem Besuch in der Gedenkstätte haben wir der Stadt Nordhausen einen Besuch abgestattet. Unsere Aufmerksamkeit galt besonders dem Gelände der Thüringer Landesgartenschau  von 2004. Interessant, wenn auch anstrengend, war die Besichtigung der  Landschaftsgestaltung auf dem Petersberg. Sehr schön waren die Blumenrabatten, Rasen und  Baumgruppen  innerhalb von baulicher Landschaftsgestaltung. Ein sehenswertes Objekt von Nordhausen, das  im April 1945  sehr stark durch Bombenangriffe  zerstört wurde.

i. V. Kurt Wolfgang Ringel


PS.: Im Internet sind  zu dem Thema der Gedenkstätte viele  Beiträge mit  Bildern zu finden.

(Stichpunkte: Kohnstein, KZ  Mittelbau-Dora, u.a.)